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Aus der Geschichte  der Stadt Heringen

Teil 1      Seite 2

 

 

Gelesen in der Chronik der Stadt Heringen/Helme :

"Geschichte der Stadt  Heringen an der Helme" von Hermann Hiller.

 

1. Der Bauernkrieg 1525 (ebenda S. 63 ff)

 

 

Der Bauernstand erstrebte in Deutschland eine Verbesserung seiner Lage. Die Bauern sind  hörig und leibeigen . Dazu kommen unerträglich hohe Abgaben und Dienste . Durch die vielen Fehden zwischen ihren Herren werden Dörfer ausgeraubt und verwüstet.

Die Luthersche Reformation schürt anfänglich diese Unzufriedenheit.

Die Aufstände beginnen in Süddeutschland. Anführer der Aufständischen in Thüringen ist Thomas Münzer.

Im Jahre 1522 ist Münzer an der Altendorfer Kirche in Nordhausen. Er findet eifrige Anhänger in den niederen Schichten der Bevölkerung. ...

Martin Luther bemühte sich in unserer Gegend eine Bauernaufstand zu verhindern, er predigt im April 1525 in Stolberg und Nordhausen und ermahnt zur Ruhe und Besonnenheit.

Im Amt Heringen sind die Rittersitze Balthasars von Sundhausen, Günthers von Sundhausen , Günthers von Wulferode Und Dietrich von Wulferode  von Bauern geplündert worden.

Nach der Niederlage  bei Frankenhausen kommt die Abrechnung.

Die Bauern der Ämter werden  werden nach Schiedungen bestellt . Die Edelleute beraten , was mit den Aufrühren geschehen solle.

Bernhard von Tettenborn schlägt vor , dass jeder Edelmann  9 Bauern an seinen Jägerspieß spießen solle. Andere wollen die Aufständischen im Teich ertränken.

Balthasar von Sundhausen aber sagt: 

"Es ist war, dieser Haufen hat den Tod verdient; allein, wenn diese armen Menschen umgebracht werden, wer soll dann dem Herrn Grafen und uns Edelleuten die Frondienste tun, wer die Ländereien bestellen ? Dann denkt daran, dass viele Frauen zu unglücklichen Witwen und ihre Kinder zu armen Waisen gemacht werden. Ich halt dafür, man schenke ihnen das Leben und belege jeden der Aufrührer nach seinem Vermögen mit einer leidlichen Geldstrafe."

Graf Ernst bestraft hierauf die Bauern mit einer Geldstrafe.

Graf Botho von Stolberg lässt die Bauern durch das Schwert und den Strang richten, die aufrührerischen Gemeinden müssen Strafgelder bezahlen.

 

2. Graf Wilhelm von Schwarzburg und Gräfin Clara (ebenda Seite 99 ff)

 

Graf Wilhelm heiratete in zweiter Ehe (anno 1593) mit Clara, der Tochter des Herzogs von Braunschweig- Lüneburg  verheiratet.   Clara war bei ihrer Verheiratung 22 Jahre alt und Graf Wilhelm 39. Sie waren nur 5 Jahre verheiratet als 1598 Graf Wilhelm verstarb. Nach dem Tode des Grafen wurde das  Schloss  zu Heringen für die Gräfin Clara als Witwensitz umgebaut.  Sie lebte über 60 Jahre im Witwenstand auf dem Schloss zu Heringen und verstarb  im Alter von 87 Jahren 1658 .

Den hiesigen  Bürgern war die Clara noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts als  fromme gutmütige "gnädige Gräfin Clara" in Erinnerung und über ihren Tod hinaus sozial engagiert.

In ihrem Testament verfügte sie, dass aus ihrer "Verlassenschaft" 3000 Gulden  zu "milden" Sachen , jährlich 10 Gulden für den Schulmeister; 8 Gulden für die Mägde, den Cantor, den Kirchner und Organisten auszuteilen sind.

Vermutlich geht das bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts durchgeführte "Brezelexamen" an der  Schule auf die Gräfin Clara zurück.

Brezelexamen: 

Am Montag nach Reminicere (Reminiszenz = wertvolle Erinnerung; vermutlich der Geburtstag oder der Todestag der Gräfin?)

ging der Magistrat der Stadt und die Geistlichkeit durch alle Klassen der Schule und ließen sich von jedem Lehrer einige Lektionen vorführen.

An einem der nächsten Tage erschienen dann zur Freude der Kinder mit großen Waschkörben voll Brezeln (so genannte Knochen) und verteilten sie an die Kinder.

Je nach Alter erhielt ein Kind 6 bis 25 Knochen , die an ein mitgebrachtes buntes Bändchen gereiht wurden.

 

Am Anfang des 20. Jahrhunderts ist das Brezelexamen weggefallen.

 

3. Wüstungen um Heringen (ebenda S. 107 ff)

 

Karte der Wüstung um das Amt Heringen (ebenda S. 22)

 

 

1. Welkerode : Südwestlich von Heringen; nahe des Goldborntals ,

wurde bei der Belagerung  von Heringen 1407  zerstört.

 

2. Riedhof : Heute noch die Flurbezeichnung "Im Ried" oder "Riedgartenstraße"; östlich von Heringen ; 

Graf Dietrich von Hohnstein- Heringen plünderte den Riedhof 1404 aus und brannte ihn nieder.

 

 

3. Berbisleben

Noch heute gibt es wenige Häuser des ehemaligen kleinen Dorfes und Reichsgutes 

südöstlich von Heringen hinter der Kiesgrube des Betonwerkes .

 

 

4. Berrungen

Eine Flurbezeichnung nordöstlich von Heringen ,  wird  noch manchmal verwendet ,

bezeichnet diese Wüstung und soll erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts abgerissen worden sein.

 

 

5. Lappe :  

Südöstlich von Berrungen nahe der Helme. 

Die noch bestehende Mühle hat Graf Dietrich 1406 zerstört.

 

 

6. Horne

War ein flämisches Dorf. Der Horngraben südöstlich von Heringen

wird als Flurbezeichnung immer noch verwendet.

 

 

7. Bodenrode

War ein Dorf  südwestlich von Uthleben

 

8.Elre

Nördlich von Heringen hinter den heutigen Bahnschienen lag dieses Dorf. Die Flurbezeichnung "Eller" rührt daher. Auch der Straßennamen: "Am Eller"  für die Häuser zwischen Helme und Bahndamm der ehemaligen "Tillitt" führt darauf zurück.

 

9. Weiter Wüstungen : 

 

Langenrieth : Hauptort der flämischen Kolonie bei der Aumühle

Vorrieth :   Auch nahe der Aumühle bei Görsbach

Risla :  Am Risleber Bache zwischen Uthleben und Steinbrücken

Nenzelsrode :  Wendendorf ; An der heutigen B4 nach der heutigen Müllkippe mit gleichen Namen auf dem Berge Richtung Sondershausen wurde erst im 20. Jahrhundert abgerissen.

Ascherwenden   : Wendendorf

Barbararode auch Oberrode : Westlich von Sundhausen an der Helme.

 

 

4. Heringen brennt   1590 (ebenda S. 120 ff ) und 1729  (ebenda S. 138 ff)

 

Am 27. Juni 1590 legt ein Feuer  Heringen in Schutt und Asche. Nur das Schloss und 2 steinerne Häuser am Schloss,  2 Mühlen und das Hospital St. Spiritus  sollen  vom Feuer verschont geblieben sein. 

Dabei sind 18 Menschen beim Versuch , ihre Habe zu retten , im Feuer umgekommen.

Mancher Bürger ist  verarmt und hat die Stadt verlassen, andere können erst nach langen Jahren ihre Häuser wieder aufbauen.

1593 ist schon wieder ein Brand, bei dem 3 der neuen Häuser erneut zerstört werden.

Weiter  3 Scheunen brennen 1596 ab nachdem in der Scheune des Kämmerers Hans Braun ein Feuer ausbricht. Er muss mehr als 1 Gulden Strafe bezahlen.

 

Selten ist wohl ein Ort so oft  und so furchtbar vom Feuer zerstört worden wie Heringen.

 

Vermutlich durch Brandstiftung entsteht das große Feuer vom 17. Dezember 1729.

Diese Scheune soll mit Holzschindeln gedeckt gewesen sein und der heftige Sturm hat innerhalb von 2 bis 3 Stunden  etwa 150 Wohnhäuser mit Nebengebäuden Scheunen und Ställen zerstört.

Auch das Rathaus der Ratskeller, die Knaben - und Mädchenschule, das Brauhaus , Backhäuser und auch die St Michaeliskirche nebst Glockenturm wurden vom Feuer zerstört.

(Der Glockenturm der Kirche wurde nie wieder errichtet, dafür der neben der Kirche stehende hölzerne Glockenstuhl.)

 

Die Not war ungeheuer groß. Ein mit betroffener Pfarrer gibt seinem Schmerz über das Elend im "Heringer Brandliede" zum Ausdruck ,es hat  12 Strophen , die Melodie ist ein Kirchenlied: 

1)

O  Heringen, lass fließen die Tränen deiner Buß,

Lass sich dein Herz ergießen wie einen Wasser- Fluss,

Wo sind nun deine Häuser? Der halbe Teil ist hin,

Er ward, wie deine Reiser, dem Feuer zum Gewinn.

 

.........

3)

Ach! unsre schweren Sünden, die haben dies getan:

Die Übeltaten zünden den grimm des Höchsten an,

Der brennet wie ein Feuer, verzehret Gut und Haus ,

Da wird das Lachen teuer, und alle Lust ist aus.

....

12)

O  Heringen tu Buße in deiner Not!

Und falle Gott zu Fuße; so wird er dir  dein Brot

Und Häuser wieder schenken: sei fromm und tue gut,

Dass dich nicht möge kränken die ewge Höllen - Glut!

 

Die erste Gemeinde , die in dieser Not half war die Nachbarstadt Kelbra. Sie gaben  3 fass Bier und etwas Brot, dass unter die armen Abgebrannten ausgeteilt werden solle.

An den folgenden Wochen schickten Kelbra , Nordhausen ; die Gemeinde Altendorf, Stolberg, Sondershausen den armen Brandbeschädigten der Stadt Heringen weitere Lebensmittel.

Die Regierung in Frankenhausen stellte 121 Geschädigten Brandbriefe aus , so  genannte  "Attestata" , mit denen die Brandbeschädigten von Ort zu Ort  betteln gingen. Nach Ablauf des Jahres 1730 mussten die Brandbriefe beim Stadtrat wieder abgegeben werden.

 

 

 

5. Heringen im dreißigjährigem Krieg  (ebenda S. 125 ff)

 

Nach der Reformation bekennen sich fast neun zehntel zur Lehre Martin Luthers.

Der Protestantismus in Deutschland nimmt immer mehr zu. Aber,  weil sich Lutheraner, Calvinisten, weniger Strenge und Fundamentalisten bekämpfen und Fehden führen und Uneinigkeit im protestantischen Lager herrscht ,

erstarkt die katholische Kirche.

Neben diesen religiösen  sind es auch die politischen Gegensätze, die zu diesen ungeheurem Kriege führen, der ganz Europa überzieht und Deutschland zum Tummelplatz der Kriegshorden macht. In Heringen waren 1606 und 1610 Musterungen. Es soll nicht schwer gewesen sein die erforderliche Anzahl von Landsknechten zu bekommen, wenn sich auch aus dem Amt Heringen nicht allzu viele habe anwerben lassen.

Am Anfang spielt sich der Krieg in Böhmen und am Rhein ab, in unserer Heimat merkt man noch nichts davon.

Sorge macht hier vor allem den Leuten die ständige Geldentwertung. 

Weil die Fürsten viel Geld brauchen, sehen sie es gern , wenn aus den vorhandenen Silber durch Zusatz von unedlen Metallen wie Kupfer oder sogar Blei aus einer vollwertigen Silbermünze der 6 bis 10 -fache Betrag herauskommt.

1626 wird auch die Goldene Aue von den Kriegsereignissen sehr betroffen.

König Christian von Dänemark kommt 1626   den geschlagenen Protestanten mit einem Heer zu Hilfe und Tilly eilt ihm entgegen und zieht im Frühjahr durch die Goldene Aue. Tillys Truppen waren anfänglich  "gar fromm" aber dann  alles "aufgezehret" und alles aus den Kammern und Ställen geraubt und mitgenommen. So hat eine lange Leidenszeit in der Goldenen Aue begonnen.

Im Sommer des gleichen Jahres kommt zu den Kriegsleiden noch die Pest hinzu. In Heringen sterben 452 Personen.

Das Jahr 1627 bringt noch schlimmere leiden: Tilly kommt ein zweites Mal in unsere Gegend . Die Feldfrüchte können wegen der unruhigen Zeit nicht  bestellt werden.

Im Harz schließen sich aus Verzweiflung viele Bauern zusammen und ziehen als Harzschützen gegen die Soldaten, die sie niederschießen, wo sie sich blicken lassen.

Heringen hat von den Kriegsgräueln noch verhältnismäßig wenig zu ertragen gehabt. Die Gräfin Clara verstand es , Einquartierungen durch Geld abzuwenden. Für die Heringer war sie in dieser Zeit  eine wahre Schutzmutter.

 

7. Preußens Niederlage 1806 (ebenda S. 162 ff)

 

Anfang August 1806 erfolgt die preußische Mobilmachung, das Heer sammelt sich in Thüringen.

Nach der vernichtenden Niederlage der Preußen  am 14. Oktober bei Jena und Auerstädt, flüchten die preußischen Truppen nach allen Himmelsrichtungen.

Heringen ist in dieser Zeit auch von fremden Soldaten belegt worden. Die Pferdebesitzer mussten ständig Vorspanndienste leisten. Am 17. Oktober 1806 zahlt Heringen 150 Taler Kriegskosten.

 

 

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