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Aus der Geschichte  der Stadt Heringen

 

 

Teil 1   Seite 5

 

 Gelesen in der Chronik der Stadt Heringen/Helme :

 "Geschichte der Stadt  Heringen an der Helme" von Hermann Hiller.

 

 

1. Die Kolbenachstiftung (ebenda Seite 397 ff)

 

Eine Bürgerin der Stadt Heringen, Hermine Kolbenach, hinterließ der Stadtgemeinde nach ihrem Tode am 09. November 1906  ein beträchtliches Vermögen, das Haus in der Hauptstraße (ehemals Landambulanz - heute Sitz des Bürgermeisters; AWO und Polizei) , 0,75 ha Teichgarten, 35 ha Acker , Wiese und Wald und 1708 Mark an Wertpapieren. Einen Wert von insgesamt 109000 Goldmark.

In ihrem Testament bestimmt Hermine Kolbenach, dass ihr Grab für jährlich 60 M gepflegt werden soll, dass das Wohnhaus in der Hauptstraße zur Hälfte als Krankenstube für Hilfsbedürftige und zur Hälfte als Kinderheim Verwendung finden soll. Die Zuwendungen sollen den Namen "Kolbenach-Stiftung" tragen.

In den Jahren 1910/1911 wird an der Stadtmauer im Kolbenachschen Teichgarten  das Gebäude des heutigen Kindergartens errichtet. Der Kindergarten trägt heute wieder den Namen "Kolbenach- Stiftung"

 

2. Die Badestube (ebenda Seite 407)

 

Am heutigen Kindergarten "Kolbenachstiftung" erstreckt sich bis zur Apotheke in der Hauptstraße der Weg der "Badestube". Der Straßennamen erinnert noch heute an die dort gelegene Badstube in der der Bader  Bäder als "Heißluft- und Warmwasserbäder" verabreichte. Ein bis zweimal wöchentlich wurde gebadet. Derbader blies auf der Trompete aus den Fenster hinaus oder schickte Ausrufer in die Stadt , der das Bad ankündigte:

"Hört, Reich und Arm, das Bad ist warm. Wer sich will waschen und salben, am Haupt und allenthalben, er sei Herr, Knecht, Frau oder Mann, dem wird gewartet schon."

 

3.Von Häusern, Mühlen und Hütten (ebenda Seiten 409; 412 ff ;418ff)

 

Die beiden Backhäuser gehörten bis 1847 der Stadt und wurden bei beiden großen Bränden zerstört.

1597nach dem Wiederaufbau wurden die Backhäuser wieder verpachtet.

Bis 1845 gibt es in den Backhäusern das backen von Lohnbrot. Dazu müssen die "Weiber" der Hirten beim Backen in den Backhäusern helfen und erhalten von jedem "Backgaste" ein Klümpchen Teig.

"Diese Backtage sind ein Emolument (Vergütung) des Hirtendienstes." 1833 sind es für die Gänsehirten und Schweinehirt in den Backhäusern 6 Backtage in der Woche. Die Weiber gehen den Bäckern täglich zur Hand.

Daneben gibt es noch einzelne Backtage  anderer Hirten ( Kuhhirt; Flurhüter Fohlenhirt  u. a.), diese "Backweiber" müssen andere Arbeiten verrichten, die die Weiber der Gänsehirten und Schweinehirten nicht verrichten. Nicht selten gibt es Klagen und Streitigkeiten zwischen den Weibern.

Die Backtage werden 1845 abgeschafft.

 

In Heringen gibt es  mehrere   Mühlen; Die Ölmühle, die Wendemühle; Ober- und Untermühle. Die Mühlen sind unterschlächtig und gehen bei Niedrigwasser oft nicht .

Die Ölmühle bestand bis 1922 und wird seit dem nur noch als Wohnhaus genutzt.

Die ziemlich neue Wendemühle wird 1758 auf Beschluss des Stadtrates demoliert, nachdem die Fürstliche Regierung keine Steuern erlassen will, weil sich keine Mahlgäste einfinden.

Heute gibt es in Heringen keine Mühlen .Die letzte Mühle (Untermühle) arbeitete noch bis in die 1960iger Jahre.

 

Hütten in Heringen:

Die Ratsziegelhütte wird um 1527 in alten Schriften erwähnt. Sie hatte die Berechtigung auf den bürgerlichen Grundstücken mit Vorwissen und Genehmigung des Stadtrates Ton zu graben.

Nacheinen missglückten Verkauf der Ziegelhütte 1829 gibt es zwischen den neuen Pächtern und einigen Landbesitzern viel Streit und Gerichtsverhandlungen  darüber, wer und ob überhaupt wo nach Ton graben darf. Noch heute wird an der Trift von einer "Tongrube " gesprochen  in der vermutlich nie nach Ton gegraben wurde.

 

Die Pottaschenhütte wird 1707 in Schriften erwähnt , soll aber viel älter sein. (Info: Pottasche - kohlensaures Kali  ist Kaliumcarbonat K2CO3; Pottasche wird als Pulver zur Herstellung von Glas benötigt, als Backtriebmittel  oder für fotografische Entwickler verwendet.)

Ein Sondershäuser gibt bei der Rats- und Gerichtsstätte Heringen an, dass er die gestandene Pottaschenhütte zwischen Mühlgraben und Ellerwasser wieder aufbauen will.

1851 beginnt man damit , die Staßfurter Kalisalze zu Pottasche zu verarbeiten. Die alte Methode der Gewinnung von Potasche aus Holzasche verschwindet.

( In der Chronik wird beschrieben  wie aus Holzasche  kohlensaures Kali hergestellt wird.)

 

4. Brauerei in Heringen (ebenda Seite 432 ff )

 

Bier wurde bereits von allen Völkern seit Vorzeiten bereitet.  Der römische Geschichtsschreiber Tacitus berichtet in seiner Germania über ein germanisches Getränk: "Es ist ein Gebräu aus Gerste oder einem anderen Getreide, das durch Gärung dem Weine ähnlich geworden ist."  Im Mittelalter brauen  die Klöster das Bier in Bayern, Franken und Niedersachsen wird  Hopfen angebaut , der aus Finnland stammt  und seit 768 in den ersten Hopfengärten in Deutschland zu finden ist.  1551 geben die Grafen Günther von Schwarzburg und Wolfgang von Stolberg der Stadt Heringen eine Brauordnung, in der sie das Braurecht und das Schankrecht  den Brauhöfen verleihen.  1755 gibt es in Heringen   97 Brauhöfe.

Das Brauhaus in der Brauhausgasse    brennt 1590 beim großen brand mit ab, wird aber 1592 bereits wieder aufgebaut und braut  99 verschiedene Gebräue.

Im dreißigjährigen Krieg reißt ein große Unordnung im Brauwesen ein. Der Auleber Pfarrer maßt sich das Recht des Bierbrauens an und schenkt dar selbst das Bier aus.  Neben den Pfarrern maßen sich Schultheißen, Lehrer und andere das Brauen an.

In der breiten Gasse wird 1651 eine neue Darre gebaut , weil die ein Jahr vorher erbaute Darre abbrennt und im Brauhause ein Brauer mit verbrennt.

Das Brauhaus ist 1729 beim großen Brand stark beschädigt. Der Rat will es wegen der ständigen Feuergefahr verkaufen  und es außerhalb der Stadt am Mühlgrabe wieder aufbauen. Doch der Plan wird von der Regierung in Frankenhausen nicht genehmigt, weil es wichtigere Dinge gibt. Es muss erst das Rathaus wieder erbaut werden. Das Brauhaus bleibt also am alten Platz und wird notdürftig repariert, und  drei Monate nach dem Brand ist das Brauhaus schon wieder im Gange. Aber 1748 ist das Bauhaus schon wieder so baufällig, dass eine gründliche Reparatur vorgenommen werden muss.

Um 1850 beginnt der aus Ilfeld stammende Böttchermeister Brosin, der hier das Bierbrauen erlernte, mit dem Brauen von einfachem Bier in seinem Besitztum am Untertor.  Zuvor war dort eine Essigbrauerei betrieben worden. 1908 stellt Brosin dann aber das Brauen ein. Die Braueinrichtung hat bis zum ersten Weltkrieg gestanden. Mit der Braupfanne  wurden auch die anderen Gegenstände aus Messing beschlagnahmt und abgeliefert.

 

5.Hausinschriften (ebenda Seite 450)

:

An einigen Häusern konnte man bis in die jüngere Vergangenheit noch Hausinschriften an Türen lesen,

leider sind sie nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich.

Wo diese Hausinschriften verblieben sind, entzieht sich meiner Kenntnis.

 

An der Badestube:

 

"Gib ins Haus, Herr Jesu, soviel Segen,

So viel Tropfen fallen aus dem Regen."

 

An der Hauptstraße:

 

"Will's Gott, so geschieht's,

Hindert's Gott, so bricht's,

Nach Gott sich's richt,

Sonst will ich's nicht !"

 

Am Bronsinschen Hause :

 

"Viel Leut um mich

Bekümmern sich

Und hätten wohl

Beyde Hände voll

In ihrem Haus

Zu fegen aus.

Narr straf erst dich,

Dann richt auch mich ,

Vor deiner Tür

kehr mit Gebühr,

So wird  bald rein

Die gantze Gemein."

 

 

6. Heimatsagen (ebenda Seite 449)

 

In der Chronik werden drei Sagen genannt:

 

"Die alte Jette"

 

"Die Marienkapelle auf dem Steinwege"

 

"Der Reiter ohne Kopf"

 

An dieser Stelle möcht ich noch einmal betonen, dass ich gern in der Chronik der Stadt Heringen las und viele interessante Begebenheiten erfuhr.

Ich bitte die Leser, sich in der Stadtverwaltung in Heringen die Chronik zu kaufen und dort vieles und auch die Heimatsagen nachzulesen.

 

 

   

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