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Aus der Geschichte  der Stadt Heringen

 

 

Teil 1       Seite 3

   

 Gelesen in der Chronik der Stadt Heringen/Helme :

 "Geschichte der Stadt  Heringen an der Helme" von Hermann Hiller.

 

1. Der Befreiungskrieg 1813 (ebenda S. 169 ff)

 

Hiller schreibt in seinem ersten Satz: "Nun erfolgt die herrliche Erhebung in Preußen." Im Februar 1813 kommt ein Bündnis zwischen Preußen und Russland zustande und die  allgemeine Wehrpflicht wird eingeführt .

Im März erfolgt die Kriegserklärung  an Napoleon . Der preußische König stiftet das "Eiserne Kreuz" für Helden dieses "heiligen Krieges". (eigene Anmerkung:  Ähnlichkeiten mit der heutigen Zeit  sind rein zufällig). Bereits im Januar 1813 waren  von Heringen 15 und Kelbra 9 Rekruten für die sächsische Armee ausgehoben worden.

(eigene Anmerkung:  Sachsen kämpfte 1813 an der Seite Napoleons ).

Weiter heißt es : Am 9. Juni liegen 6 Offiziere und 280 Mann westfälischer Infanterie in Heringen.

In den an das Amt Heringen angrenzenden Gebietes des Königreiches Westfalen (besonders in Nordhausen) sind die Anhänger der Preußen in freudiger Erregung über die bevorstehende Befreiung.

An den Stadttoren kann man eine Bekanntmachung des sächsischen Königs lesen:

 

'Wie, Friedrich August, von Gottes Gnaden König von Sachsen, tun hiermit kund zu wissen......... alle unsere Untertanen aus den feindlichen Kriegsdiensten zurückzurufen und es sollen dieselben unverzüglich und spätestens innerhalb von 6 Wochen sich in unseren hiesigen landen einstellen.    .... In Ansehnung derjenigen, welche in preußischen Kriegsdiensten, wider die Vorschrift unseres Patentes .... ohne Erlaubnis verblieben sind bewendet es bei den damals angeordneten Strafen. ......

Wir werden ihr gesamtes , in unserem Landen befindliches Vermögen in Beschlag nehmen, wenn ihre Rückkehr von Ablauf der 6 Wochen nicht erfolgt.   .....'  .

 

Napoleon wird bei der Völkerschlacht bei Leipzig geschlagen. 

Die Reste des französischen Heeres fliehen durch Thüringen  .

Immer und immer wieder kommen Soldaten verschiedenster Nationalitäten durch die Goldene Aue.

Heringen und die  Auedörfer haben unter Einquartierungen zu leiden, müssen Spanndienste verrichten und Lebensmittel liefern.

 

1815 auf dem  der "Wiener" Kongress, bei dem die europäischen Fürsten  die Verhältnisse in Europa zu regeln versuchen, kommt das Amt Heringen kommt zu Preußen. König Friedrich August von Sachsen muss einen großen Teil seines Reiches an Preußen abtreten. 

Heringen muss nach einer Zwangsanleihe etwa 1000 Taler zahlen.

 

2. Was sonst noch geschah (ebenda S.  189  ff  ; 192 ff; 194 ff; 196ff )

 

Eine alte Feuerverordnung von 1755  verbietet das Rauchen  auf allen Straßen und Gassen. 1831wird es  in den Städten erlaubt. Der Magistrat von Heringen erwirkt 1834 vom Landrat die Erlaubnis das Rauchen

wegen des  " ausgedehnten Getreide - und Flachsbaues" wieder zu verbieten. An den drei Stadttoren

erscheint am 21. September eine Bekanntmachung in Heringen: 

 

"Wir bringen hiermit zu jedermanns Kenntnis, dass das Tobaksrauchen auf den Straßen , Gassen und

Plätzen innerhalb hiesiger Stadt, des Steinweges (heute Bahnhofstraße) Kittels und der Neustadt und mit

Einschluss der Wege und Gänge zwischen den Gehöften und Stadtmauern gänzlich und ohne

Einschränkung bei Vermeidung einer Polizeistrafe von 2 Talern - oder im Unvermögensfalle

entsprechender Gefängnisstrafe - verboten ist."

 

1836 kommt Heringen an die Grafen von Stolberg.

 

Brandstiftung in der Nacht zum 30. Juli 1844 beim Apotheker.

 

Brandstiftung in der Nacht zum 10. September 1846 . Scheunen und Ställe in der Hauptstraße brennen.

Betroffen sind ein  Senator , Tischlermeister , Musikus  und ein  Ackerbürger .

 

Brand einem Bäckermeister am 13. Juli 1847. Das Dienstmädchen gab den Kindern des

Schwiegersohnes vom Bäckermeister ein paar Streichhölzer , weil sie nicht einschlafen wollten zum

Spielen, dabei ist des Bett angebrannt.

 

Im Jahre 1847 herrscht große Not, die sich unter den Armen besonders bemerkbar macht . 

Viele gehen in Heringen und in den umliegenden Ortschaften betteln.

In Nordhausen, Frankenhausen und auch in Heringen werden "Suppenanstalten" zur Speisung der

Armen eingerichtet.

 

Im März 1848 bricht die Revolution in Berlin aus. 

Auf dem Schützenplatz hinter der Stadt (heute Gelände neben der Schule) wird ein "Verbrüderungsfest" gefeiert.

Die Damen der besseren Stände müssen mit den Arbeitern bis zur Ermattung tanzen.

In Volksversammlungen wird auf die geistliche und weltliche Obrigkeit geschimpft.

 

1851 erbaut die Firma Schreiber in Heringen eine Zuckerfabrik, in der Rüben verarbeitet werden. 

Bis 1868 wird der Rohzucker auch raffiniert. 

 

1852 gibt es Projekte , die die Wasserkraft des Goldborntales nutzbar machen sollen. 

An die  Ecke Golborntal / Eichental  und an die Schöntrift sollten eine Mahlmühle und eine Schneidemühle

gebaut werden (heute Gartengelände)Das Wasser des Goldbornes sollten in Rohrleitungen aus dem

Goldborntal dorthin geleitet werden.  Die Vorhaben kommen aber nicht zur Ausführung.

 

1853 werden die Pfeiler des Obertores abgetragen (heute Hauptstraße bei Clauder) .

 

 

3. Öffentliche Impfungen (ebenda S. 215 ff)

 

Seit dem erscheinen der Impfordnung  1845 werden in Heringen öffentliche Impfungen abgehalten.

1870 wird in Heringen der Impfzwang eingeführt, weil sich viele Väter weigern ihre Kinder impfen zu lassen.  In Nordhausen besteht immer noch Impffreiheit  . In der "Nordhäuser Zeitung" von 1870 erscheint eine scharfe Agitation gegen den Impfzwang in Heringen und warnt die Väter vor der Impfung. 

 

Am 23. Mai 1870 wird im Gasthaus "Zur Krone" (heute das Gebäude links gegenüber des Ratskellers) ist eine Versammlung über das Thema: "Wie man sich gegen das im hiesigen Orte eingeführte Zwangs-  Impfverfahren zu verhalten hat."

 

Erst weitere Strafmandate sollen die Bürgerschaft gefügig gemacht haben.

1872 hat Heringen 2342 Einwohner , von denen 217 an Pocken erkrankten und davon 34 starben.

 

4. Der Weltkrieg 1914   -   1918     (ebenda S. 219 ff)

 

Am 29. Juni 1914 bringen die Zeitungen, dass das österreichische Thronfolgerpaar in Sarajewo ermordet wurde.  Auch die Heringer glauben auch noch nicht an Krieg und feiern ihr schönes Fest des Vogelschießens.

 

Aber als am 1. August die Mobilmachung verkündet wurde verwandelt sich die bange Ahnung auch in Heringen eine "helle" Begeisterung . (nichts ahnend von den zukünftigen Leiden aller)

 

Hiller schreibt : "Ein Schluchzen hebt an. Die Braut weint um ihren Bräutigam, die Frau um ihren Mann, die Kinder um den Vater.... Aber unsere tapferen Soldaten zeigen frohen Mut. "

In den nächsten Tagen verlassen 60 Reservisten die Stadt Heringen.

 

Als Kaiser Wilhelm im Reichstag verkündet : 'Er kenne keine Parteien mehr nur noch Deutsche' , sitzen auch in Heringen feindliche Nachbarn  nebeneinander  auf der Türschwelle und plaudern über den Krieg und betrachten sich Bilder von 1870/ 71.

 

Kuriositäten treiben ihr Spiel auch in Heringen: 

 

'So geht das Gerücht umher , ein russisches Goldauto führe von Sondershausen durch den Wald in Richtung Heringen. Alle Männer im Ort holen ihre Revolver, Vorderlader , Säbel oder sonstiges .Jeder will den glücklichen Fang tun , das Gold hätte Deutschland gut gebrauchen können.'

 

Im 2. Kriegsjahr macht sich schon der Mangel bemerkbar. Brot - und Fleischkarten werden eingeführt. 

Selbstversorger sind etwas besser gestellt, aber in 1917 und 1918 werden strengere Nachprüfungen durchgeführt. Wird ein Schwein geschlachtet, so muss es genau gewogen werden. Im Rathaus wird genau ausgerechnet, wie lange es zur Versorgung reichen muss. So werden viele Schweine nicht angemeldet und "schwarz" geschlachtet.

Schulkinder sammeln Pflaumen - und Kirschkerne, daraus wird Öl hergestellt. Es werden  auch Altpapier und Konservendosen gesammelt. Das Geld erhält das Rote Kreuz.

Die Zorge friert im Winter 1916 / 17 völlig zu , so kalt ist es. Statt Kartoffeln gibt es nur noch Kohlrüben.

Am 31. Mai 1917 verwüstet ein Unwetter über Heringen einen teil der Felder. Ein Wolkenbruch überschwämmt metertief auch die Promenade vom Schützenhaus  (heute Schulgelände) bis zur Stadtmauer.

Der Krieg erfordert immer mehr Opfer. Nach einer Besichtigung der Glocken , werden die größte und  die kleinste Glocke beschlagnahmt und zum Einschmelzen abtransportiert.

 

An der gefährlichen "Spanischen Grippe" im Oktober 1918 sterben in Heringen innerhalb von vier Wochen  21 Menschen.

 

Im Oktober 1918 bricht die Revolution aus. Matrosen ziehen auch durch Heringen und laden zu einer Volksversammlung ein. In dieser Versammlung wird ein "Arbeiter - und Bauernrat " gewählt, der als Kontrollorgan an den Stadtverordnetenversammlungen teilnimmt. Dank des besonnenen Vorgehens dieses Arbeiter - und Bauernrates kommt es in Heringen zu keinen Ausschreitungen.

 

Im November und Dezember 1918 kommen die Heringer Soldaten zurück. Für sie wird ein Empfangsgottesdienst abgehalten.

 

 

 

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